Diese Woche sind meine beiden Kinder auf Klassenfahrt und nachdem ich den ersten Tag wirklich genossen habe, nutzt sich die Freude darüber schneller ab als ich dachte. Es fehlt etwas und ich merke, dass es mir jetzt schon bevor steht, wenn der erste hier auszieht. Meine Tochter macht im nächsten Jahr Abi und wer weiß, wo es sie dann hinzieht? Es ist verrückt, wie schnell die Zeit vergeht.
Aber das ist heute nicht mein Thema. Ich zeige euch heute lieber ein DIY, das ich vor ein paar Wochen fertig gestellt habe. Ich wollte nämlich schon immer gerne einen richtig alten Druckereischrank. Mit ganz vielen Schubladen, alt, gebraucht, und riesengroß. Es gibt immer mal wieder richtig tolle Exemplare bei Ebay, aber leider sind sie unheimlich teuer. Also habe ich vorerst improvisiert und mir meinen eigenen gebaut.
Und so sah der Schrank vorher aus. Es ist ein ganz einfacher Schubladenschrank von Ikea. Ich habe ihn über ebay geschenkt bekommen.
Ich entferne also zunächst einmal die Griffe und bewahre sie auf. Wer weiß, wozu ich sie noch einmal gebrauchen kann. Die Fronten streiche ich zweimal mit schwarzer Kreidefarbe. Dadurch vermeide ich, dass später rote Farbe zwischen den Schubladenleisten hervorblitzt. Ich benutze dazu eine Rolle, es geht wunderbar schnell und einfach.
Farbe trocknen lassen.
Die Seiten und die Deckplatte bekommen eine Schicht mit silberner Kreidefarbe als Grundfarbe.
Die zweite Schicht silber wird nicht gerollt, sondern mit einem dicken Rundpinsel gestupft, so erhalte ich ein bisschen mehr Struktur. Da der Schrank im vintage/rostigen Stil gestaltet werden soll, hilft eine strukturierte Oberfläche, den Look einfacher zu erzielen.
Während das Silber trocknet, beginne ich mit den Schubläden. Dazu habe ich schmale Holzleisten im Baumarkt besorgt, aus denen ich nun exakt gleich lange Stücke in der Breite der Schubladen zusäge. Ich benutze dazu gerne meine Gärungssäge, denn ich kann damit etwas genauer sägen als mit der großen Kappsäge.
Auf jede Schublade passen 3 meiner Leisten übereinander, jede echte Schublade wird also später drei fake "Schubladen" haben.
Die Sägekanten glatt schleifen. Ich mische mir einen Beizton in Wunschfarbe und beize alle Leisten dunkel.
Während sie trocknen, nehme ich mir den Schrank noch einmal vor. Der untere Teil mit dem Standfuß gefällt mir nicht, er sieht billig aus, daher säge ich diesen Teil einfach ab.
Das sieht schwerer aus als es ist. Einfach mit der Stichsäge absägen.
Unten fehlt nun die Querverbindung für die Stabilität, ich säge mir dazu einfach aus einem der übrig gebliebenen Teile ein neues Querstück zu. Mit Taschenbohrungen fixiere ich es.
Neue Füße werden später angebracht.
Die Seiten und die Deckplatte des Schrankes sind mittlerweile getrocknet. An den Seiten werde ich für die Optik später aus den gleichen Holzleisten noch einen Rahmen aufbringen. Ich klebe ab, wo der Rahmen sitzen soll und gestalte die Seiten nun mit noch mehr Farbe.
Ich mische mir dazu zwei Grüntöne mit Kreidefarbe zusammen.
Dazu mische ich Saltwash, denn ich möchte der Farbe noch mehr Struktur geben.
Damit streiche ich die Seiten und die Deckplatte. Nach und nach füge ich weitere Farben hinzu, einfach nach Gefühl und gewünschtem Ergebnis Farbschichten übereinander legen.
Dazwischen immer wieder trocknen lassen.
Die Technik dabei variiert. Mal bringe ich die Farbe mit dem Pinsel auf, dann wieder mit einem Spachtel, mal verstreiche ich sie, mal nicht. Es gibt hier kein Richtig oder Falsch. Auch das Muster ist total variabel. Wichtig ist, dass eine Struktur entsteht in diesem ersten Schritt.
In der Zwischenzeit sind auch meine Schubladenfronten getrocknet. Da sie mir noch zu hell sind, wachse ich sie mit dunklem und schwarzem Wachs, bis mir der Ton gefällt.
Im Bild unten sieht man gut den Unterschied zwischen gewachsten und noch ungewachsten Leisten.
Die Seiten und die Deckplatte verändern mit jeder Schicht mehr und mehr ihre Optik. Farbschichten aufbauen heißt die Devise und am Ende müssen die Farben ungefähr dort sitzen, wo man sie sich vorgestellt hat. Vieles entwickelt sich beim Arbeiten, ich hatte vorher kein festes Bild, wie ich das Ganze gestalten wollte.
Mit brauner und orangener Kreidefarbe habe ich dann noch Rost mit eingearbeitet, denn mein Schrank ist ja nun "alt".
Zurück zu den Fronten. Die alten Schubladen haben leider angeschrägte Kanten, was ziemlich unpraktisch ist für meine Idee. Denn entweder stehen meine neuen Leisten über die Schrägung hinaus, was von der Seite unschön aussieht. Oder sie enden mit der Schrägung und dann sieht es nicht mehr aus wie eine echte Schublade. Also habe ich mir eine Dreieckleiste besorgt, die ich zurecht säge und auf die jeweiligen Kanten der Schublade aufklebe. Ich streiche sie silber, so sieht es aus wie eine Metallkante und meine Schubladen schließen exakt damit ab. Für mich eine super Alternative!
Sobald die Kanten gestrichen sind, werden sie einfach aufgeklebt.
So habe ich eine glatte Kante vorne , was später sehr viel besser aussieht mit den aufgeklebten falschen Schubladenleisten.
Da ich an ihnen später noch Griffe aufschrauben möchte, mache ich jetzt schon einmal Vorbohrungen.
Sobald alle Leisten vorgebohrt sind, können sie aufgeklebt werden. Ich bestreiche sie rückwärtig mit Montagekleber, klebe sie auf und lasse das Ganze dann erst einmal mit ein paar Gewichten trocknen.
Später nagel ich noch mit kleinen feinen Leistennägeln jeweils rechts und links. Der mittlere Teil wird später sowieso mit den Griffen zusammen noch einmal verschraubt. Die Schubladenleisten sind also fest!
Die Griffe, die ich hier besorgt habe, sind mir noch zu langweilig.
Aber mit ein bisschen Kreidefarbe und Strukturpulver kann man sie ganz wunderbar rosten lassen!
Die Griffe werden noch gewachst und so gefallen sie mir weitaus besser. Hier im Vergleich:
Die Holzleisten für den Korpus sind gebeizt und gewachst und werden nun ebenfalls aufgeklebt und genagelt.
Der ganze Korpus wird nun noch gewachst für den authentischen Look. Ich benutze farbloses Wachs und für die Ecken dunkles. Neue Füße säge ich aus einem Holzbalken zu, beize sie und schraube sie unter.
Und fertig ist mein neuer alter Druckereischrank!
Mir gefallen die alten Griffe besonders gut.
Die Seite und die obere Platten haben noch einen Schablonenaufdruck erhalten.
Der Schrank sieht aus wie altes, gerostetes Metall.
Ein Projekt, das wirklich Spaß gemacht hat.
Wo er seinen Platz findet, weiß ich allerdings noch nicht so genau...
Gefällt euch das DIY? Mir hat es riesigen Spaß gemacht, auch wenn es sehr aufwendig war. Aber aus nichts etwas zu machen, macht einfach Spaß!
Comments