Es ist mir fast ein bisschen unangenehm, über diesen "Fund" zu schreiben. Weil ich nämlich nicht sicher bin, ob es sich wirklich um einen "Fund" handelt. Ich bin durch Hamburg gefahren und am Straßenrand stand ein großer Container mit Schutt. Ein Restaurant wurde geschlossen und entkernt. Neben dem Container standen zwei Stühle im Regen, die Sitzflächen übersät mit Fußspuren, als hätten die Arbeiter sie als Tritt benutzt, bevor sie im Container verschwinden sollten.
Da kann ich doch zu Recht von Sperrmüll ausgehen, oder?
Ich will es mal so ausdrücken: Ich habe sie gerettet.
Zuhause habe ich sie dann erst einmal gründlich gereinigt. Sie sahen wirklich mitgenommen aus, waren voller Schmutz und Putz - aber immerhin sind sie aus solidem Holz mit einer klassischen Form. Die Sitzkissen habe ich vor dem Saubermachen heraus genommen.
Mit 120-er Schleifpapier habe ich beide Stühle gründlich angeschliffen, denn das entfernt noch den letzten Schmutz und lässt die folgende Farbe besser haften.
Bei diesem Projekt habe ich mich für Fusion Mineral Paint entschieden. Aus dem einfachen Grund, dass bei dieser Farbe die Versiegelung schon enthalten ist. Und das erspart einen ganzen Arbeitsgang! Außerdem sollen die Stühle später auf meiner Terrasse stehen und obwohl sie überdacht ist, ist diese außentaugliche Farbe besser geeignet als Kreidefarbe.
Nach dem ersten Pinselstrich aber merkte ich ziemlich schnell, dass das Holz durchblutet. Entweder das Holz, oder die Beize darauf - jedenfalls verfärbte sich die weiße Farbe sofort und mein Plan, dies zu einem schnellen Projekt zu machen, war direkt gescheitert.
Nun musste erst einmal grundiert werden. Mit meinem Holzisoliergrund von Schöner Wohnen strich ich also je zwei Schichten auf jeden Stuhl. Nach dem Trocknen folgten zwei Schichten Fusion Mineral Paint in "Casement".
Nun zu den Sitzkissen. Ich habe die Kunstlederbezüge entfernt, um zu sehen, wie es unter ihnen aussieht.
Die Spanplatten hatten leichte Wasserringe, waren aber nicht feucht. Nichts, was ein bisschen schleifen nicht entfernen könnte!
Das Schaumstoffinlay wollte ich ursprünglich ersetzen, tatsächlich war es aber weder feucht noch muffig, also habe ich mir die Mühe gespart. Nur der Bezug aus Kunstleder kam weg, anstelle dessen habe ich beigen Leinen besorgt. Das allein wiederum war mir zu langweilig, der Stoff sollte mit einer Schablone und blauer Fusion Mineral Paint noch ein wenig aufgepeppt werden.
Doch zuerst schneidet man sich den Stoff zurecht, damit man später weiß, wie groß man das Muster aufmalen kann und wo es genau sitzen muss. Dabei an den Rändern jeweils ca. 5 cm Überhang belassen.
Sobald die Farbe getrocknet ist, legt man Spanplatte, Schaumstoff und das Leinen übereinander, schlägt den Stoff um und tackert die Ränder fest. An den Rundungen dabei kleine Falten legen.
Mein Tipp: Achtet unbedingt darauf, den Stoff richtig herum zu legen, bevor Ihr das Muster aufmalt! Ich habe es bei einem Stuhl natürlich falsch gemacht, so dass das Bild auf dem Kopf stand. Nun könnte man meinen, man dreht das Ganze einfach um. Da das Sitzkissen und der zugeschnittene Stoff aber nicht symmetrisch ist, lag das Muster nach dem Umdrehen nicht mehr mittig. Ich habe es dann doch noch geschafft, indem ich die Ränder des Stoffes sehr fest gezogen habe.
So passte am Ende zum Glück doch noch alles.
Nun wird der Sitz wieder auf den fertigen Stuhl geschraubt.
Und fertig sind meine "Sperrmüll"-Stühle:
Ich habe sie nur ganz leicht im shabby chic Look abgeschliffen.
Ich finde, das reicht in diesem Fall aus.
Was meint Ihr, guter Fund, oder?
... gone paintin´...
Eure Daggi
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