Wer mir bei Facebook oder Instagram folgt, hat sicher mitbekommen, was für ein wunderbares Wochenende hinter mir liegt. Ich fühle mich, als wäre ich mit einem Haufen Freundinnen im Urlaub gewesen. Ein Wochenende voller Kreativität, Spaß, Kulinarik, Feierei... es gab einen Pool und eine Kellerbar... Und dabei war es gar kein Urlaub, sondern ein Workshop für 30 Kreative. Schon in den vergangenen Jahren war ich ein paar mal zu Gast bei der lieben Vanessa, die in Ubstadt-Weiher (zwischen Karlsruhe und Heidelberg) ihre Laden Simply Vintage führt und die jährlich dieses großartige Event veranstaltet. Jedes Mal lädt sie dazu ganz wunderbare Künstler ein, die neue Techniken präsentieren und dazu eine Menge Kreative, Händler, Distributoren und Interessierte, die sich hier inspirieren lassen möchten.
Ich habe Vanessa per Zufall kennen gelernt. Als ich meinen Blog vor über fünf Jahren startete, war ich auf der Suche nach jeweils einem Händler jeder Farbmarke, um ihn als Link auf meine Website zu setzen. Im Netz stolperte ich dann über ihre Seite, die mir sofort gefiel. Zufällig war Vanessa dann eine Woche später zu Besuch in Hamburg, wir trafen uns zum Kaffee und waren uns auf Anhieb sympathisch.
In diesem Jahr also waren vier Möbelkünstler aus UK, Kanada, der Schweiz und Deutschland als "Dozenten" zu Gast bei Simply Vintage. Und auch die Teilnehmer kamen von überall, Österreich, Schweiz, Portugal, Luxemburg... alle nahmen die weite Reise auf sich, um sich an drei vollgepackten Tagen neue Inspirationen und Anregungen für ihre eigenen Projekte oder für ihre Kunden abzuholen.
Den Auftakt machte am ersten Tag der britische Möbelkünstler Jonathon Marc Mendes, den ich schon 2018 bei seinem ersten Workshop hier in Deutschland kennen gelernt hatte. Damals war er Painter in Residence für Annie Sloan und ich hatte ein schönes Interview mit ihm geführt. Aktuell kümmert sich Jonathon sehr aktiv um seinen YouTube Channel, auf dem er seine Techniken und Ideen verständlich und dabei äußerst unterhaltsam präsentiert. Er kooperiert derzeit mit der Firma Posh Chalk, mit denen er einige Decoupage Papiere auf den Markt gebracht hat. Schablonen, WoodUbends und weitere Decoupage Motive sollen zeitnah folgen.
Jonathons Job an diesem Workshop Tag: Eine einfache IKEA Kommode zu etwas ganz Besonderem machen. Aus seiner eigenen Posh Chalk Kollektion sind zwei Decoupage Papiere und zwei WoodUbend Ornamente zum Einsatz gekommen und Jonathon hat auch dieses Mal wieder mit Annie Sloan Kreidefarbe gearbeitet.
Faszinierend fand ich zu sehen, wie Jonathon es schafft, das Decoupage Papier so in das Design der Kommode einzubinden, dass es wie gemalt aussieht. Der Ärmel der Lady beispielsweise musste nach unten verlängert werden, weil das Motiv nicht groß genug war. Sieht man einen Unterschied? Nein.
Perfektion am Decoupage Papier. Es so mit Farbe einzubetten, dass man nicht erkennt, was gemalt und was Papier ist, erzeugt ein ganz tolles Ergebnis. Die Deckplatte der Kommode hat Jonathon mit einem Marmormotiv versehen, das wirklich täuschend echt wirkt.
Mit Jonathon zu tun zu haben, bedeutet unbedingt, eine Menge Spaß zu haben. Ich liebe den britischen Humor und davon hat er genug. Wir haben alle wirklich viel gelacht.
Der erste Tag klang aus mit einem kleinen Workshop des kanadischen Möbelkünstlers Daniel von othermanstreassure. Er hatte mit Abstand die weiteste Anreise von uns, die noch ausgedehnt wurde von ein paar ungeplanten Extrastopps in Island und Paris. Nach Wein und Baguette hat er er es aber doch noch nach Ubstadt geschafft und zeigte uns ebenfalls eine Decoupage Technik auf einem ganz einfachen Blumentopf. Daniel hat vor sechs Jahren per Zufall angefangen, Möbel zu streichen. Auf dem Weg zur Arbeit läuft er nämlich fast täglich vorbei an ausrangierten Möbeln, die bei ihm um die Ecke am Straßenrand stehen. Warum also nicht einfach mitnehmen? Und obwohl sie bis in den
16. Stock seines Wohnhauses hoch müssen, sagt er selten nein. An Nachschub für seine Leidenschaft mangelt es ihm also nicht.
Der zweite Tag gehörte Nicola von Nicola Interior Art. Sie ist eine echte Künstlerin. Ich kannte sie bisher nicht persönlich, obwohl wir schon für diesen Blogpost (Beste Tipps) im Kontakt waren. Umso mehr habe ich mich gefreut, sie auf diesem Workshop zu treffen und auch endlich einmal live in Action zu sehen. Und ich kann euch sagen, das ist wirklich ein Erlebnis. Sie arbeitet, ich sage mal, unkonventionell. Hier werden statt Pinseln sehr oft die Hände benutzt, sie kippt auch gerne mal einen Farbrest über das Ganze oder streut das Strukturpulver einfach über die Farbe, statt es mit der Farbe zu mischen.
Wenn man langsam beobachtet, wie ein Stück entsteht und sich Schicht für Schicht aufbaut, das ist schon faszinierend. Nicolas Geheimnis ist es, eine Farbschicht über die andere zu setzen. Immer wieder neu, bis sie zufrieden ist. Und das kann dauern.
Aber was wirklich ihre große Stärke ist, ist ihr Auge. Sie sieht einfach, welche Farbe wohin gehört, was zusammen passt und wie am Ende ein harmonisches Gesamtbild entsteht, das genau den Effekt hat, den sie sich wünscht. Es ist ein Fest, dies zu beobachten.
Der Tag wurde gekrönt mit einem kleinen Workshop der wunderbaren Heike von heikesfurnitureart. Auch Heike verfolge ich schon lange bei Facebook und Instagram, ich habe sie entdeckt, als sie noch Content Creator für Dixie Belle Paint war. Mittlerweile arbeitet sie unabhängig und pendelt zwischen ihren Wohnorten in der französischen Schweiz und Malta. Ich möchte behaupten, alle mögen Heike. Es gibt Menschen, die sind einfach auf Anhieb sympathisch. Heike gehört unbedingt dazu. Eine so fröhliche und positive Ausstrahlung ist einfach ansteckend. Präsentiert hat sie uns einen alten Reisekoffer, den sie mit Hilfe von Strukturmasse, Schablone und diversen Effekten zu einem wunderschönen Einzelstück verwandelt hat. Auch sie hat viele Tipps und Tricks verraten, die wir alle wie die Schwämme aufgesaugt haben.
Nach einem sehr lustigen Abend stand der dritte Workshop Tag dann unter dem Motto Teamwork. Jonathon und Nicola gestalteten einen wunderschönen alten Sekretärschrank in Gemeinschaftsarbeit um, was spannend zu beobachten war, da beide sehr unterschiedliche Techniken anwenden. Sie in der Mitte zu treffen, im wahrsten Sinne des Wortes, war eine Herausforderung. Aber das Ergebnis spricht für sich.
Alle Möbel wurden im Anschluss an den Workshop übrigens versteigert. Der Erlös geht, ebenso wie der Erlös der Tombola, an den Verein Strahlemännchen, der sich um die Herzenswünsche schwerkranker Kinder kümmert. Vanessa unterstützt diesen Verein seit Jahren.
Am nächsten frühen Morgen ging es für mich zurück nach Hamburg. Voll mit neuen Ideen und Inspirationen, beseelt von neuen und alten Bekanntschaften, dankbar für die Möglichkeit, bei diesem Event dabei gewesen zu sein. Die perfekte Organisation und die liebevolle Gastfreundschaft von Vanessa und ihrem Mann Oli waren wie jedes Jahr einfach unbeschreiblich. Das Ganze wird noch eine Weile nachhallen. Nun freue ich mich auf mein nächstes Möbelstück, bei dem ich sicher das ein oder andere Erlernte anwenden werde.
Schaut übrigens auch unbedingt bei den anderen mal vorbei, es lohnt sich!
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