Als ich begann, über ebay Möbel zu kaufen, war ich noch ein bisschen zurückhaltender als jetzt. Wenn ich einem Verkäufer per Mail zugesagt hatte, dann habe ich das Stück auch gekauft. Auch wenn es beim Besichtigen vielleicht doch nicht ganz das war, was ich wollte. Oder wenn es in einem anderen Zustand war als versprochen. Ich mochte dann keinen Rückzieher mehr machen.
Ich erinnere mich zum Beispiel (ungern) an den Kauf einer riesigen Anrichte. Sie war billig, sah auf den Fotos ganz schön aus... und befand sich ganz in der Nähe. Vor Ort angekommen, war ich nicht mehr sicher, sie war wirklich groß, furniert, ich wusste plötzlich nicht mehr, wohin damit. Als das Teil mühsam im Auto verstaut war, hätte ich auf der Rückfahrt beinahe am Recyclinghof angehalten. Und wirklich - ich bin nie "warm" mit der Kommode geworden, sie steht jetzt als Ablage in meiner Werkstatt, obwohl ich sie ursprünglich streichen und schön machen wollte.
Nun bin ich ja aber schon ein wenig länger Ebay Käufer und habe zum Glück dazu gelernt. Wenn mir etwas beim Besichtigen nicht gefällt, dann kaufe ich es nicht. Egal, wie kariert der Verkäufer dann guckt.
Bei der Kommode, die ich Euch heute vorstelle, musste ich auch wirklich wieder ein Auge zudrücken. Auf dem Ebay Foto sah sie gut aus, in Wahrheit dann leider arg ramponiert, und in meiner Werkstatt unter "der Lupe" dann noch viel schlimmer.
Ich habe sie trotzdem mitgenommen. Denn mir gefiel die Form.
Tatsächlich war es sehr aufwendig, sie zu reparieren. Die Deckplatte hatte Risse, die Beine waren angestoßen, eine goldene Kette rankte sich verdreckt, verklebt und halb kaputt um den oberen Teil. Alle Ecken waren abgestoßen.
Die Schubladen waren mit einem asiatischen Muster lackiert.
Zuerst habe ich die Kette entfernt und die Löcher, in denen sie befestigt war, verspachtelt. Alle Risse, Ecken und abgestoßenen Kanten habe ich mit Holzpaste aufgefüllt und nach dem Trocknen glatt geschliffen. Das war eine Menge Arbeit, zumal ich an den Beinen und Kanten keine Schleifmaschine einsetzen konnte. Griffe hatte die Kommode natürlich gar nicht, dafür waren aber die Löcher noch da, die ich auch mit Holzspachtel verschlossen habe.
Mein erster Farbton war ein dunkles Graphite von Rust Oleum (den ich als Vorstreichfarbe auch schon einmal hier benutzt habe). Ich musste eine dunkle Farbe vorstreichen, denn sonst hätte ich später beim "Lagen-Look" für den Shabby Chic die weiße Holzpaste sichtbar gemacht. Das wollte ich natürlich vermeiden.
Ich wollte eine auffällige Farbe für die Kommode und habe mich nach vielen Inspirationen im Netz für "Antibes Green" von Annie Sloan entschieden. Ein echtes Knallgrün, dass ich aber mit dunklem Wachs etwas abschwächen wollte.
Beim Streichen habe ich die "Wet Distressing Methode" angewandt. Bei dieser Methode wird der Shabby Effekt nicht dadurch erreicht, dass einige Stellen NACH dem Streichen mit Schleifpapier wieder angeschliffen werden, sondern die Farbe wird schon während des Streichens, wenn sie noch feucht ist, vorsichtig wieder abgenommen.
Dazu nimmt man ein feuchtes Baumwolltuch, einen Lappen oder einen Schwamm und wischt, noch bevor die Farbe ganz getrocknet ist, die obere Schicht vorsichtig ab, so dass die unten liegende Farbschicht hervor kommt.
Das ergibt einen ganz anderen Effekt als beim Abschleifen. Mir gefällt das Ergebnis hervorragend!
Nachdem die Kommode trocken war, habe ich sie mit dem clear wax von Annie Sloan gewachst und mit dem dark wax einzelne Stellen betont. Dadurch ist ein toller Tiefeneffekt geschaffen worden.
Hier sieht man schön, wie die unten liegende Farbe hervor kommt und wie das dunkle Wachs Tiefe verleiht.
Und so sieht die Kommode fertig aus:
Die Griffe habe ich farblich passend zum Inneren der Schubladen ausgesucht.
Mein Kater ...
Ich bin ja immer für einen Farbklecks in der Einrichtung zu haben! Mit dieser Kommode gelingt das mit Sicherheit.
Wie auch schon bei meiner gelben Kommode hier bin ich mit dem knalligen Ergebnis sehr zufrieden! Die Kommode ist mittlerweile einmal durch Deutschland zu einem Käufer in München gereist.
... gone paintin´...
Eure Daggi